Am 08.11.2024 hatten wir die außergewöhnliche Gelegenheit, an einem Zoom-Meeting teilzunehmen, in dem über 4000 Schüler aus mehr als 200 Klassen aus mehreren Bundesländern, Ruth Melcer, einer Holocaust-Überlebenden, zuhören durften. Ruth Melcer teilte ihre persönliche Geschichte und bot uns einen eindrucksvollen Einblick in eine der dunkelsten Zeiten der Geschichte.
Frau Melcer, heute 89 Jahre alt, erzählte uns von ihren schrecklichen Erlebnissen als Kind während des Holocaust. Sie berichtete von den Jahren im Ghetto, in denen ihre Familie unter ständiger Angst und mit dem ständigen Überlebensdruck lebte. Sie war vier Jahre alt, als die deutsche Wehrmacht in Polen einmarschierte. Nur weil ihre Familie noch nützlich für die Nationalsozialisten war, wurden sie am Leben gelassen. Mit nur sieben Jahren wurde sie mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert. Ihrer Mutter gelang es, sie als zwölfjährig auszugeben, was sie zu einer nützlichen Arbeitskraft machte. Dokumente, um das Alter zu überprüfen, gab es nicht mehr. Ihr zwei Jahre jüngerer Bruder hatte so ein Glück leider nicht. Er wurde zusammen mit anderen Kleinkindern in einem Wald ermordet. Dies war, und ist es auch immer noch, für Ruth Melcer ein großer schwerwiegender Verlust. Ihre Mutter sah sie nur morgens und abends. Den Rest des Tages musste diese arbeiten gehen. Frau Melcer berichtete, dass ihre Mutter die Arbeit als reinen Zeitvertreib und nicht erforderlich beschrieb. Ihren Vater sah sie gar nicht. Dank der Hüttenältesten überlebte Ruth Melcer, da diese erkannte, dass wenn Ruth arbeiten müsste, sie dies nicht lange überleben würde. So durfte sie sich, zwischen Ratten und Läusen, verstecken, anstatt arbeiten zu gehen. Mit neun Jahren, gerundeten zwölf Kilogramm und einem fortbleibenden Trauma erlebte sie die Befreiung von Auschwitz. Sie erzählte, dass sie das Arbeitslager mit einem roten Himmel und dem Geruch nach Verbranntem in Erinnerung halten wird. Durch pures Glück fand sie Vater und Mutter wieder, die glücklicherweise überlebt hatten. Besonders eindrucksvoll war, wie sie uns von den vielen Momenten berichtete, in denen sie dem Tod entkam, ein Überleben, das sie selbst als ein großes Glück bezeichnete.
Ruth Melcer erklärte, dass es ihr auch heute noch schwerfällt, über diese Erlebnisse zu sprechen. Das Trauma dieser Zeit und der Verlust, den ihre Familie erleben musste, sind nach wie vor schmerzhaft. Immer wieder betonte sie, dass das Überleben ihrer Familie nicht nur durch Mut, sondern durch das Glück und die Hilfe von Menschen möglich war, die ihnen in den Zeiten beistanden.
Das Gespräch mit Ruth Melcer hinterließ bei uns allen einen bleibenden Eindruck. Für viele von uns war es das erste Mal, dass wir direkt einer Person zuhörten, die den Holocaust überlebt hat. Die Erzählungen von extremem Leid, ständiger Angst und unfassbarem Verlust machten den Begriff „Holocaust“ plötzlich sehr realistisch. Es war deutlich spürbar, wie sehr diese Begegnung uns berührte. Einige von uns sprachen danach darüber, welche Verantwortung wir als junge Generation haben, damit solche Grausamkeiten nie wieder geschehen können. Besonders klar wurde auch, wie unglaublich schwer es war, in dieser Zeit zu überleben, und wie viel Glück, Zufall und Mut erforderlich waren, um Leben zu retten. Ruth Melcer selbst sagte, dass ihre Familie ohne dieses Glück nicht überlebt hätte.
Das Gespräch mit ihr war weit mehr als nur eine Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse des Holocaust. Es war eine eindrucksvolle Erinnerung an die Verantwortung, die wir alle tragen, um sicherzustellen, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen. Frau Melcers Geschichte zeigte uns, wie wichtig es ist, die Erinnerung an diese Ereignisse zu bewahren und sicherzustellen, dass die Lehren aus der Geschichte nicht verloren gehen. Auch ihr Appell, dass es wichtiger denn je ist, sich für Demokratie und gegen Antisemitismus einzusetzen, bekräftigte dies. Wir sind ihr sehr dankbar dafür, dass sie uns das alles, trotz der schlimmen Erinnerungen, die dabei hochkommen, berichtet hat und können nur ein weiteres Mal vielen Dank sagen!
Cristina-Gabriela Albu und Lisanne Albrecht, 11oS