Hitlerjunge Quex“ – Ein Filmnachmittag im Casino-Kino-Aschaffenburg der Vorklassen 10am, 10e und 10q und des Seminars „Historienfilme“

„Die Kunst ist frei.“ Ein schöner Satz, der vielen Rednern leicht über die Lippen kommt. Auch der Propagandaminister des Naziregimes, Joseph Goebbels, hat ihn im März 1933 gesagt, allerdings mit einem bedeutsamen Nachsatz: „Die Kunst soll frei bleiben, allerdings muss sie sich an gewisse Normen gewöhnen“.

Der Film solle laut ihm Zuschauer mit einer spannenden Geschichte, attraktiven Schauspielern und aufwendigen Effekten ins Kino locken und sie von Alltagssorgen ablenken, besonders seit Kriegsbeginn. Die Menschen müssen den Film freiwillig und gerne schauen. Dazu müsse der Film Emotionen wecken, die beim Gemeinschaftserlebnis im Kinosaal noch verstärkt werden. Um die NS-Ideologie wirkungsvoll zu vermitteln, müsse laut Goebbels die Botschaft möglichst subtil, „verschleiert“ präsentiert werden, um so die Zuschauer „unsichtbar [zu] durchdringen“. Zu direkte, gar plumpe Propaganda (Radio, Zeitung, Plakat) könne hingegen Widerstand heraufbeschwören.

So führte der Filmwissenschaftler Michael Kleinschmidt die Jugendlichen der Vorklassen und des Seminars am 4. Juli 2024 im Casino Kino Aschaffenburg in die Thematik der Propagandafilme ein. Der nationalsozialistische Propagandafilm „Hilterjunge Quex“ ist einer der wenigen NS-Jugendfilme. Der Untertitel lautet: „Ein Film von Opfergeist der deutschen Jugend“, da er Werbung für die Hitlerjugend macht und Menschen zu Nationalsozialisten erziehen sollte. Mit dem Film sollten Kinder der linksgerichteten Arbeiterfamilien sowie politisch Unentschlossene überzeugt werden, sich der HJ sowie der NSDAP anzuschließen.

Von den Alliierten wurde der Film 1945 als Verbotsfilm klassifiziert. Seit 1966 befinden sich die ehemaligen Verbotsfilme im Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und werden unter Vorbehalt in öffentlichen Aufführungen zugänglich gemacht. Die bundesweiten öffentlichen Aufführungen in Kinos, Universitäten oder Schulen sind aus diesem Grund eingebunden in einen einführenden Vortrag und eine anschließende Diskussion.

Im Anschluss an das Schauen diskutierten die Teilnehmer ausführlich über verschiedene Propagandamittel des Filmes. Die SchülerInnen wurden von Herrn Kleinschmidt sehr für ihre aufmerksame Filmanalyse gelobt. Sie haben sich auch an der anschließenden Diskussion und Aufarbeitung kompetent beteiligt und gezeigt, dass sie die Manipulationstechniken der Filmregie durchschaut haben. Damit haben sie einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum „mündigen Bürger“ getan.

 

Emily März